Freitag, 21. Oktober 2011

Barbies,Botox und Champagner im Club Reina Istanbul


Short info about Club Reina:
Entrance fee/ Eintritt to the club on Fridays and Saturdays:
50 turkish lira /20 Euro
From Sunday until Thursday FREE ENTRANCE for women/men.
And its not true, that you are forced to buy a bottle of Champagner or Wine. You can also enjoy your evening by drinking water.

Reina. ,,Bu gece Reina´ ya gidiyoruz." ( ,,Heute Abend gehen wir ins Reina.)
Wer diesen Satz ausspricht, gehört wohl bekanntlich zur Elite Istanbuls. Und das ist wohlbekanntlich der Traum aller Einwohner dieser prächtigen Stadt. Reina gehört zu den führenden Clubs weltweit und wird überwiegend von Stars und VIP-Gästen, darunter It-Girls, Fussballer, Sänger, Schauspieler, Touristen und natürlich von Neureichen und ,,Blendern" besucht.
Wer in diesen Club einen Einlass gewährleistet bekommt, darf sich freuen. Denn dann darf er sich offiziell als Teil der Glamour-Elite zählen. Applaus. Bravo. Welch ein Erfolg. Heute Abend war ich also Glamour.
Ich war nämlich im Reina. Allerdings nicht zum 1. Mal. Aber zum ersten Mal ziemlich leasure gekleidet und ziemlich passiv drauf. Ich hielt meine Kamera in der Hand, trank mein Mineralwasser und zog mich zurück. Heute wollte ich nicht tanzen. Ich wollte lieber beobachten. Zusehen, wie die sich selbstbekennende ,,Sosyete" feiert. Doch was ich sah, waren nicht erfreute Menschen, die zum Klang der Musik sich bewegten. Ich sah irgendwie nur schwer stolzierende Barbies mit herangeklebten Nasen, die alle irgendwie identisch miteinander waren. Irgendwie sah ich fast mehr Botox als Menschen. Fast alle Frauen hatten den selben krampfhaften Blick drauf, nach dem Motto: Schaut her, ich bin es. Haha. Irgendwie witzig. Kein Lächeln in Sicht. Waren diese Menschen denn nicht zum Feiern hier?
Die Männer stehen stolz an ihren reservierten Tischen mit ihren Champagners, die knapp 1000 Euro kosten. Und an jedem Tisch stehen mindestens zwei dieser eben benannten Barbies, die streng in die Menge schauen, so als ob sie sich von anderen Raubkatzen bedroht fühlen würden. Die gierigen Blicke der Männer, die fast in Champagner gebadet sind, gleiten über die Körper dieser Puppen und pressen sie ran an ihr Leib.
In solchen Momenten erkenne ich dann das Grinsen dieser strengen Puppen und sie schreien unlaut: Ja, er steht auf mich.
Mir scheint es fast so, als würden diese Frauen, die Männer wegen ihrer Champagnerflaschen, ihrer Krawatten und ihrer ,,Reina-Majestät" vergöttern. Nicht selten hört man von dem Begriff ,,parali Asker", was so viel wie ,,bezahlte Soldaten" heisst. Auf gut Deutsch: Frauen, die sich kaufen lassen. Für einen Abend. Für einen Abend im Reina.
Mich widern diese strengen Farben der laufenden Masken an. Ich muss kotzen. Ich sehe Menschen, die im Wahn des Geldes und des Ruhms, den Draht zur Wahrheit verloren haben. Klar, definiert jeder Wahrheit anders. Aber ist es Wahrheit, sein Wohlbefinden und sein Ego auf ein paar zerbrechliche Champagnerflaschen aufzubauen? Nein, nicht wirklich.
Ich nehme mein Glas, trinke mein Mineralwasser und bewege mich leicht zum Klang der Musik. Alleine. Ganz alleine am Tisch. Grimmige Blicke treffen auf mich.
 ,,Was sucht die denn alleine hier?``
 ,,Ist das vielleicht eine ,,parali Asker", die nach reichen Männern sucht? Oder ist sie etwa so rich, dass sie es sich einfach leisten kann, entspannt zu feiern?``

Haha. Ich glaube das wars für heute Abend mit Reina. Tschüss. Und auf nimmerwiedersehen.


                                                Ich im Reina, direkt an der Bosporus-Brücke.

Sonntag, 16. Oktober 2011

Part 5 ist in Arbeit

Liebe Freunde,

ich weiss, ich bin etwas im Verzug mit dem nächsten Part meiner Istanbul Dokumentation. Doch das Problem ist leider, dass meine Freundin, die die Regie führt, nun für 2 Wochen nach Deutschland zurückgeflogen ist und ich ohne ihre Mithilfe nicht voran komme, da ich mich schlecht selbst dokumentieren kann. :) Also habe ich mich nun entschlossen, dass ich während meiner Trips in Istanbul mich von ,,FREMDEN HÄNDEN" -Istanbuls aufnehmen lassen werde. Allerdings ist es nicht leicht, eine so wertvolle Kamera in die Hände fremder Menschen zu geben. Deswegen agiere ich immer nach Gefühl und nicht oft kann ich einfach irgendwelchen Passanten auf der Strasse vetrauen. Doch keine Sorge, ich komme voran, da ich nun endlich einen Studenten aus der Maltepe Universität kennengelernt habe, der im Bereich Medien und TV studiert. Zu meinem Glück hat er mir versprochen mich vollkommen zu supporten. :)))) Für mich ist nun eine Sonne aufgegangen, da ich nicht nur eine starke Unterstützung sondern gleichzeitig auch einen professionellen Freund gefunden habe, der mir bei meinen Drehs helfen wird, mich zu verbessern. Also macht euch gefasst auf weitere ereignisreiche Trips und Shortcuts hier in Istanbul.

Ich arbeite fleißig weiter und küsse euch... :))

Gökcen M.

Dienstag, 4. Oktober 2011

Istanbul - Elite im Aufbruch








Während ich hier in Istanbul nun seit knapp 4 Wochen lebe, bin ich nur all zu oft auf wohlhabende Millieus und Clientes gestoßen. Es scheint fast ein Kampf in der Gesellschaft zu herrschen im Wettbewerb, um das prächtigste Auto und die teuersten Taschen und Handys. Wer hat, der zeigt auch. Wer nicht hat, traut sich nicht einmal in die angesagten Cafes oder Bars. Denn ohne ein teures Auto nähert man sich nicht an diese populären Gaststätten, wo vor der Tür bereits die Servicekräfte warten, um die angekommenen Gäste zu empfangen und die Autos zu parken. Ich habe es natürlich leicht. Ich bin jung, ich bin eine Frau und ich sehe westlich aus. Dass ich mit der Bahn und dem Bus komme, sieht keiner. Und selbst wenn? Durch meine selbstbewusste Art, würde diese Tatsache wiederum ausgeblendet werden in den Köpfen der neu herangewachsenen Istanbuler -Elite. Tritt man im Cafe ein, sieht man auf allen Tischen die neuesten Blackberry Modelle und Iphones erstrahlen. Wie gesagt, wer hat, der zeigt auch. Und wenn man dann halt nicht so ein teures Handy besitzt, dann versteckt man diese unter dem Portemonnaie auf dem Tisch. Ich übertreibe nicht. Und ich lüge auch nicht. Dieses PHÄNOMEN habe ich leider nicht nur 3 oder 4 Mal beobachtet. Es scheint mittlerweile eine Art Kultur zu sein. In den Cafes wie z.B. Midpoint oder Cafe Cadde halten sich wohlbekanntlich nur die Reichen und Schönen auf. Und wer dort eintritt wird erst einmal ins Visier der Gäste genommen. Es fühlt sich wie ein Laufsteg, der allerdings von Tischen und sehr kritischen Blicken umgeben ist. Dass ich nun über diese Verhältnisse schreibe, soll keineswegs bedeuten, dass ich besonderen Wert auf Geld lege, nein es soll nur wiederspiegeln, dass die Neue Generation in Istanbul, besonders viel Wert auf Geld legt und dies natürlich auch bemerkbar macht. Sobald man im Cafe sitzt, hat man das Gefühl, als sei man im reichsten Staat der Welt angekommen. Alle 3-5 Minuten fährt ein besseres und gigantischeres Auto vor das Cafe und für einen Moment scheint es ruhig zu werden.
 ,,Wer ist das?" , ,,Was macht er beruflich?" ,,Ist das wirklich sein Auto?"

Diese Fragen beschäftigen viele der Gäste, denn wohlbekanntlich gibt es auch viele ,,Blender", die sich in die reichen Societys einschleusen möchten, um für einen Moment einer von Ihnen zu sein und eventuell Kontakte zu knüpfen. In Istanbul betont man deswegen auch immer wieder, dass es meist die Chauffeure von reichen Familien sind, die mit diesen Autos für ein paar Stunden die Könige der Strassen sind. Deshalb wird erst einmal der TÜV-Test an jeder Person gemacht.

Im Zuge dieser Beobachtung habe ich mich zurück gezogen. Es war teils sehr amüsant aber auch sehr bedrückend, diese Beobachtungen gemacht zu haben. Allein, dass es bereits Theorien darüber gibt, dass man eventuell nur ein Chauffeur ist, wenn man solch ein Auto fährt. Das zeigt mir natürlich, wie sehr das Reichtum anderer die Menschen beschäftigt. Ausschließlich ihr Capital. Eines Nachts zog ich mich dann zurück und diese Eindrücke inspirierten mich anschließend für die folgenden Worte.

Zitat Anfang:

Und werden Sie nicht eines Tages davon gehen?
Werden Sie nicht alles, was Sie haben, zurück lassen?
Wird nicht alles, worum gesorgt, wonach gestrebt, ins Nichts verschwinden?

Gewiss, es gibt kein Entkommen. 
Doch wie könnten Sie dann noch so gleichgültig sein?
Wie könnte der Mensch, dieser Tatsache wohlwissend, so leben, als sei dieses Leben von Ewigkeit?
Wie könnte er die letzte Fahrtstrecke ignorieren?

Und Sie sagen: ,, Ich lebe nur einmal, ich will mein Leben genießen!"

Doch nur, weil man einmal lebte, kehrte man den Rücken dieser Verantwortung?
Eben, weil man nur ein einziges Mal lebte, sollte man sich doch der Frage nach dem Tod stellen.

Und dann antworten Sie: ,, Nur weil ich eines Tages stürbe, sollte ich in Bange leben?

Oh, Ihr Blinden. Versteht Ihr denn nicht?

Gewiss, wie könntet Ihr denn zur Arbeit gehen und mit einem Lohn rechnen, wenn Ihr diese Arbeit nicht verrichtetet?

Und auch, wenn Sie nun entgegneten, dass Sie doch keinen Lohn erwarteten, mit welcher Absicht gingen Sie dann zur Arbeit? 

Sehen Sie denn nicht, dass dieser Gedanke in die Irre führt? Wollen Sie denn nicht begreifen, dass die Komplexität eines Lebens weit mehr erfordert, als nur zu atmen? 

Und diese Worte, sind keine Worte einer Missionarin. Es sind auch keine Worte eines Schamanen.
Sie sind der Aufruf einer Rationalistin.

Ihr Blinden. Öffnet die Augen. Und sensibilisiert Eure Sinne.
Man gab Euch Augenlicht, damit ihr seht und nicht damit Ihr geblendet werdet.
Man gab euch Hörkraft, damit ihr lauscht und nicht damit Ihr dem Strom der Klänge folgt.
Man gab euch das Gefühl, damit ihr spürt  und nicht damit Ihr verstumpft.
Und wozu gab man euch den Verstand? Damit Ihr forscht. Damit Ihr hinterfragt. Damit Ihr lernt.
Und wozu gab man euch die Zunge?      Damit Ihr sprecht. Damit Ihr euch mitteilt. Damit Ihr lehrt.

Siehe, Ihr wisst Nichts. Nicht einmal wie wertvoll Eure Sinne sind.

Wie ein Blinder, wie ein Stummer, wie ein Gefesselter irrt Ihr durch das Leben, folgend der Schnur, die euch in die Dunkelheit leitet. 

Selbst ein Planet weiss seiner Funktion besser gerecht zu werden.
Während Ihr diesen nur als ein leuchtendes Gestirn wahrnehmt, hält dieser das Universum in Takt und schenkt 
Euch das Leben, das ihr nun undankbar vergeudet.

Gökcen Freigeist, Istanbul 03.10.11

www.freigeistveben.de